Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder
Monatsspruch April:
„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ Lk 24,32 (L)
Genau zwölfmal brennt es im Neuen Testament: Lampen und Lichter brennen (Mt 5,15; Lk 12,35; Joh 5,35), außerdem Unkraut (Mt 13,40) und verdorrte Reben (Joh 15,6). Es brennen Fackeln (Offb 4,5) und Berge (Hebr 12,18; Offb 8,8), ein großer Stern (Offb 8,10) und nicht zuletzt der feurige Pfuhl (Offb 19,20 und 21,8) am Ende der Johannesoffenbarung. Aber nur einmal im Neuen Testament brennen Herzen. Eben hier, an dieser Stelle. Es sind die Herzen der Emmausjünger. Sie waren mit Jesus auf dem Weg, ohne ihn zu erkennen. Dann bricht er zu Tisch das Brot, und als sie das sehen, erkennen sie ihn. Danach verschwindet Jesus vor ihren Augen. „Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ Was also hat ihre Herzen in Brand gesetzt? Das Reden mit Jesus, und Jesus, der ihnen die Bibeltexte ausgelegt und erklärt hat: „Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.“ (Lk 24,27) Es überrascht mich, dass ausgerechnet hier, und nur hier im Neuen Testament von brennenden Herzen die Rede ist. An anderer Stelle hätte ich eher damit gerechnet. Zum Beispiel an Pfingsten, als den Jüngern „Zungen, zerteilt und wie von Feuer“ (Apg 2,3) erscheinen und sie vom Heiligen Geist erfüllt werden. Aber: Es ist hier nicht Feuer vom Himmel, das Herzen in Brand setzt, sondern das Gespräch mit dem Herrn und die Begegnung mit der Schrift. Und das, so verstehe ich den Monatsspruch, gilt auch heute. Das Gespräch mit Jesus, dem Auferstandenen, und die Begegnung mit der Heiligen Schrift, das sind auch heute die Kräfte, die aus Herzen brennende Herzen machen. Dabei ist das Bild vom brennenden Herz ein durch und durch positives. Deutlich wird das durch die beiden anderen Herzen in unmittelbarer textlicher Nachbarschaft: das träge Herz in Vers 25 und das erschrockene Herz in Vers 38. Auch diese Zustände des Herzens gehören zum Weg des Lebens, damals und heute. Doch es gibt Hoffnung und eine gute Nachricht für beide Herzen: Da ist ein Brennen, das träge Herzen in Bewegung bringt und erschrockenen Herzen wohltut. Es ist ein Brennen, das Herzen nicht verbrennt, sondern bewegt und beruhigt zugleich. Schon Mose erlebte das in seinem Gespräch mit Gott; ein Feuer, das brannte, aber nicht verzehrte (2. Mose 3,2-6). Ist es dieses Feuer, das im Gespräch mit Jesus und durch seine Auslegung der Schrift („Er fing an bei Mose …“!) auf die Herzen der beiden Jünger übergreift? Wie dem auch sei: Das Feuer des Gesprächs mit Jesus Christus und der Begegnung mit der Heiligen Schrift kann träge Herzen bewegen und erschrockene Herzen beruhigen – damals und heute. Gott sei Dank
Euer Gemeindepastor M. Zieboll und Euer Lokalpastor Dr. H. Belke